jüdischer Aufstand

jüdischer Aufstand
jüdischer Aufstand
 
Für den jüdischen Aufstand, der im Jahre 66 n. Chr. ausbrach und vier Jahre später mit der Eroberung und Plünderung Jerusalems, der Zerstörung des Tempels sowie mit dem Verlust der eingeschränkten administrativen Selbstständigkeit des Tempelstaates und der faktischen Umwandlung Palästinas in eine imperatorische Provinz endete, sind verschiedene Faktoren ursächlich gewesen. Die Vorstellung der göttlichen Erwähltheit des Volkes Israel und der Glaube an die Aufrichtung eines starken jüdischen Gottesstaates stießen sich an der Realität bedrückender römischer Fremdherrschaft. Die jüdische Bevölkerung litt zudem unter den hohen Steuern, die nach Rom abgeführt werden mussten.
 
Mit der ersehnten Ankunft des Messias verbanden sich die Hoffnungen auf politische Befreiung, soziale Besserstellung, nationale Selbstbestimmung und geistliche Erneuerung. Unterschiedlich waren demzufolge auch die Formen der Opposition. Die lang angestauten antirömischen Gefühle entluden sich in einer allgemeinen Rebellion, unter deren Trägern allerdings beträchtliche, ja unüberwindliche Differenzen herrschten, die im weiteren Verlauf der Auseinandersetzungen massiv hervorbrachen und dadurch die antirömische Front schwächten.
 
Noch im Jahre 66 rückte der syrische Legat Cestius Gallus gegen Jerusalem vor, sah sich jedoch genötigt, die Belagerung der Stadt abzubrechen und wurde auf dem Rückmarsch von jüdischen Truppen angegriffen und besiegt. Kaiser Nero erkannte nun die Bedeutung der Aufstandsbewegung und übertrug seinem General Vespasian die Niederschlagung der Erhebung. Vespasian ließ im Frühjahr 67 seinen Sohn Titus gegen die Rebellen ziehen. Die Aktionen konzentrierten sich auf Galiläa, das im Herbst 67 wieder in römischer Hand war. Wenig später (April 68) unterstanden auch Peräa und Westjudäa der Kontrolle Vespasians. Die Aufständischen zogen sich nach Jerusalem und in einige Festungen am Roten Meer zurück.
 
Wenn Vespasian den jüdischen Aufstand nicht schon im Sommer 68 endgültig niedergeschlagen hat, so hing dies mit anderen Vorgängen im Reich zusammen, vor allem den Kämpfen um die Nachfolge Neros. Vespasian gelang es, im Jahre 70 Alleinregent zu werden. Sein Sohn Titus eroberte am 10. August 70 nach längerer Belagerung Jerusalem; dabei wurde der Tempel zerstört. Aber erst im Jahre 72 wurde die Aufstandsbewegung endgültig niedergeschlagen. In diesem Jahr konnten die Römer die Festung Masada einnehmen, wo sich unter der Führung des Eleasar Jairi zahlreiche Zeloten mit ihren Familien verschanzt hatten. Sie wollten den Römern nicht lebend in die Hände fallen und begingen kollektiv Selbstmord.

Universal-Lexikon. 2012.

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